Welche Voraussetzungen musst du erfüllen, wo kannst du eine Hundetrainer Ausbildung machen und wie lange dauert eine Ausbildung?
Inhaltsverzeichnis
In 2020 lebten etwa 10,7 Millionen Hunde in Deutschland. Inzwischen dürften es noch einige mehr sein. Die Corona-Zeit hat dazu geführt, dass sich noch mehr Menschen einen Hund angeschafft haben. Leider oft unüberlegt, doch dies soll hier nicht Thema des Beitrags sein.
Nicht nur aufgrund des Hunde-Booms gewinnt der Beruf des Hundetrainers immer mehr an Bedeutung. Doch wie wird man eigentlich Hundetrainer? Welche Voraussetzungen muss man erfüllen und was erwartet einen?
Es gibt viele Bezeichnungen für Hundetrainer. Hundecoach, Hundeverhaltenstrainer, Hundepsychologe und vieles mehr. Im Prinzip meint dies alles dasselbe, nur klingen manche Begriffe moderner oder wichtiger.
Anmerkung: Für eine bessere Leserlichkeit verzichte ich hier auf das Gendern. Auch, wenn es deutlich mehr Hundetrainerinnen als Hundetrainer gibt.
Voraussetzungen
Seit 2014 muss jeder Hundetrainer eine Zulassung von seinem zuständigen Veterinäramt besitzen, um als Hundetrainer gewerblich tätig sein zu dürfen. Das ist die behördliche Genehmigung nach §11 TierSchG als Hundetrainer. Zuvor durfte sich jeder Hundetrainer nennen, wenn er ein bis zwei Bücher gelesen hatte. Oder so ähnlich.
Um eine Zulassung zu beantragen, benötigt man einen Nachweis über die Sachkunde zum Thema Hund. Daneben muss man ein sauberes Führungszeugnis vorlegen. Auch wenn man sich mit einem Spezialgebiet wie beispielsweise Mantrailing, Agility usw. selbstständig machen möchte, benötigt man eine Zulassung als Hundetrainer.
Der Nachweis über die Sachkunde ist in der Regel ein Dokument eines Ausbildungsinstituts für Hundetrainer. Manche Ausbildungsinstitute nennen ihre Abschlussurkunde "Zertifikat". Das ist irreführend, denn nur das Veterinäramt darf eine offiziell gültige Zertifizierung erteilen, damit man eine Hundeschule betreiben darf.
Berufsbild
Das Berufsbild des Hundetrainers ist spannend und vielseitig. Als Hundetrainer arbeitet man bei jedem Wetter, ob heiß, kalt oder nass. Du solltest also körperlich fit sein. Hundetrainer arbeiten vorwiegend mit Menschen und weniger mit Hunden. Neben der Freude an der Arbeit mit Hunden ist Spaß beim Umgang mit Menschen eine wichtige Voraussetzung.
Dazu gehört unter anderem Neugier, Einfühlungsvermögen, Empathie, Kommunikationsfähigkeit sowie wertfreies Einschätzen von Situationen, Hunden und Menschen. Bei einer Hundetrainer Ausbildung sollte unbedingt auch auf diese Aspekte eingegangen werden.
Natürlich benötigst du als Hundetrainer ein fundiertes Wissen über Hunde. Dies kannst du nicht in einem Wochenendseminar lernen und auch als mehrfacher Hundebesitzer reicht allein Erfahrung nicht aus. Es gibt sehr vieles, was du wissen musst:
Prägung, Herkunft, Rasse, Hormone, Anatomie, Krankheiten, Ernährung, soziales Umfeld des Hundes...
Dies und vieles mehr spielt eine wesentliche Rolle bezüglich des Verhaltens eines Hundes. Eine gute Hundetrainer Ausbildung wird dir diese Themen ausführlich vermitteln.
Lehrinhalte
Hierein Überblick, was dich bei einer guten Ausbildung erwartet:
Domestikation und Entstehungsgeschichte der Rassen
Vergleich Wolf und Hund
Rassespezifische Merkmale und Verhaltensweisen
Besonderheiten Tierschutzhunde, Hunde mit Handicap und Senioren
Paarung, Zucht, Welpen und Prägung
Hormone
Erste Hilfe
Hygiene
Hilfsmittel: Anwendung und Gefahren, verbotene Hilfsmittel
Ernährung
Ethologie
Anatomie
Krankheiten
Physiologie
Lernverhalten
Hundeausbildung und Beschäftigung
Körpersprache und Kommunikation der Hunde
Kommunikation Mensch und Hund
Welpen und Junghunde
Aggressions-, Angst- und Stressverhalten
Probleme im Alltag und ihre Lösungsmöglichkeiten
Mehrhundehaltung
Rechtsgrundlagen, Tierschutzgesetz, Tierschutzhundeverordnung
Zusätzlich sind Themen rund um Kommunikation mit Menschen sowie Grundlagen der Unternehmensführung wichtig:
Kommunikationsgrundlagen des Menschen
Kundenberatung und Gesprächsführung
Zielerarbeitung und Lernaufgaben vermitteln
Leiten und Führen einer Gruppe
Existenzgründung, Marketing, Kalkulation und Kundenbindung
Dauer der Ausbildung
Eine Ausbildung zum Hundetrainer variiert zwischen wenigen Monaten bis zu drei Jahren. Es gibt keine offiziellen Vorgaben, wie lange die Ausbildung sein muss. Klar ist, dass eine dreimonatige Ausbildung schwerlich alle relevanten Inhalte vermitteln kann.
Allein das Vermitteln des Stoffes reicht zudem nicht. Die Inhalte müssen schließlich auch verinnerlicht werden und idealerweise in der Praxis angewendet werden können. Zu den theoretischen Inhalten solltest du die Möglichkeit haben, deinen gelernten Stoff ausgiebig in der Praxis umzusetzen.
Arten der Ausbildung
Hier wird unterschieden zwischen Präsenz- und Fernunterricht. Entscheidest du dich für Fernunterricht, so solltest du über viel Selbstdisziplin verfügen und das allein lernen sollte dir liegen.
Sofern es eine reine Online-Ausbildung ist mit Skripten, Arbeitsblättern und Videos, kannst du dir die Zeit weitgehend selbst einteilen. Ein Vorteil, wenn du feste Unterrichtszeiten schlecht einhalten kannst. Praxisstunden werden teilweise in Form von Seminaren angeboten oder du musst dich selbst in einer Hundeschule um ein Praktikum bemühen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass du keine Fragen stellen kannst, die dir unmittelbar beantwortet werden. Du hast normalerweise die Möglichkeit, deinen Dozenten Fragen in Form einer E-Mail oder über ein Kontaktformular zu stellen. Die Beantwortung lässt allerdings meist einige Tage oder noch länger auf sich warten.
Weiterhin gibt es Online-Ausbildungen mit festen Terminen, wo du via Videocalls am Unterricht teilnehmen kannst. Im Gegensatz zum klassischen Präsenzunterricht entfallen Fahrtzeiten und Fahrtkosten.
Allerdings ist eine reine Online-Ausbildung zum Hundetrainer oder zur Hundetrainerin unpersönlicher als Präsenzunterricht. Oftmals ist die Teilnehmerzahl sehr groß, so dass der Einzelne ein wenig in der Masse untergeht. Auch hier werden Praxisstunden entweder als extra zu buchende Seminare angeboten oder du musst dich selbst um Praxis bei einer Hundeschule umschauen.
Die klassische Ausbildungsform ist Präsenzunterricht. Sowohl in Theorie als auch in der Praxis. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Unterricht ist wesentlich persönlicher. Du kannst direkt im Unterricht Fragen stellen und mit deinen Mitschülern diskutieren. Den meisten Menschen fällt diese Form der Ausbildung am leichtesten, weil sie eine unmittelbare Rückmeldung bekommen, die Gruppendynamik als Motivationsschub spüren und sich besser aufgehoben fühlen als bei reinem Online- oder Fernunterricht.
Praxis
Theorie ist eine wichtige Grundlage für den Beruf eines Hundetrainers. Eine gute Hundetrainerausbildung steht und fällt jedoch mit der Praxis. Theoretisches Wissen könntest du dir im Prinzip auch über Fachliteratur aneignen.
In der Praxis sollst du dein erlerntes theoretisches Wissen über die Körpersprache und Kommunikation der Hunde sowie Lernverhalten anwenden können. Das heißt, einschätzen lernen, ob ein Hund gerade entspannt oder unsicher ist, Angst oder Stress hat oder ob eine Hundebegegnung womöglich kurz vor der Eskalation ist.
Erkundige dich, wie viele Praxisstunden in dem gewählten Ausbildungsinstitut angeboten werden und was die Praxis genau beinhaltet. Manche Ausbildungsstätten bieten lediglich Hospitation an. Hospitation bedeutet, du darfst beim Hundetraining den Ausbildern und Hundetrainern zuschauen. Durch Zuschauen lernst du bereits sehr viel. Doch das ist ein bisschen zu wenig. Dein Job wird später sein, Kunden anzuleiten. Und auch das will geübt sein.
Viele Ausbildungen machen die Praxis mit den eigenen Hunden der Schüler. Meist ist dort die Voraussetzung, dass du einen eigenen Hund brauchst, um eine Ausbildung zum Hundetrainer machen zu können. Mit dem eigenen Hund zu üben bringt dich in Sachen Hundetrainer werden allerdings nicht wirklich weiter.
Die Tätigkeit eines Hundetrainers besteht in erster Linie darin, dem Hundehalter zu vermitteln, welches Training für ihn und seinen Hund geeignet ist, damit er an sein gewünschtes Ziel gelangt.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das Thema Grundgehorsam wie Sitz-Platz-Hier ist oder ob es darum geht, dem Hund ein paar Marotten abzugewöhnen. Leinenpöbelei, nicht allein bleiben können oder imaginäre Fliegen jagen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Jedes Training sollte individuell auf das Hund-Mensch-Team ausgerichtet sein, um Erfolgsaussichten zu haben. Mit Schema F kommst du nicht weit.
Aus diesem Grund halte ich wenig davon, wenn in einer Ausbildung nach der Methode von X oder Y ausgebildet wird. Egal ob Wattebäuschchen-Werfer, Clicker-Drücker oder Schlauchstücke-Schmeißer: Nicht jede Erziehungsmethode passt für jedes Thema und schon gar nicht für jeden Hund. Ja, und den Menschen darf man hierbei auch nicht außer Acht lassen.
Selbstverständlich ist hierfür ein umfangreiches Wissen rund um den Hund nötig. Doch auch die Fähigkeit, einen Menschen anzuleiten ist hierbei immens wichtig. Was nützt das beste Fachwissen, wenn man es nicht an den Mann bringen kann? Oder die Frau natürlich.
Berufsaussichten
Die Zahl der Hunde und Hundebesitzer stieg in den vergangenen Jahren stetig. Die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins, zuletzt 2021 in Baden-Württemberg geplant - wird sich vermutlich in allen Bundesländern durchsetzen. Mit der Zahl der Hunde steigt logischerweise auch die Nachfrage nach Hundetrainern. Die Aussichten, als gut agierender Hundetrainer Erfolg zu haben, stehen also ganz gut.
Als Hundetrainer kannst du hervorragend nebenberuflich starten und deinen bisherigen Job beibehalten. Kläre aber unbedingt mit deinem Arbeitgeber, ob diese Nebentätigkeit vertraglich erlaubt ist und lasse sie dir schriftlich genehmigen.
Betreibst du deine Hundeschule mobil, also ohne eigenen Hundeplatz, so halten sich deine Investitionen in Grenzen. Deine Trainerstunden kannst du flexibel gestalten, ob abends, am Wochenende oder an deinen freien Tagen.
Wenn du fleißig bist, gute Arbeit leistest, dir einen größeren Kundenstamm aufgebaut hast, genug Werbung machst und Empfehlungen von deinen Kunden erhältst, dann besteht die Möglichkeit, dein Hundetrainer Dasein in deinen Hauptberuf umzuwandeln.
Die Verdienstmöglichkeiten als Hundetrainer hängen von der Anzahl der Aufträge und deinen Preisen ab sowie von den Kosten, die du hast. Pauschale Zahlen kann man hier nicht nennen.
Als gut gebuchter Hundetrainer in Vollzeit und fähiger Unternehmer ist es durchaus möglich, sehr gut davon leben zu können. Bis es so weit ist, vergehen allerdings meist etliche Jahre. Das solltest du bei deiner Zukunftsplanung berücksichtigen.
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