2021 wurde in Baden-Württemberg die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins geplant. Was es damit auf sich hat, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Baden-Württemberg plante 2021 die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins sowie eine Kennzeichnungs-, Registrierungs- und Versicherungspflicht für Hundehalter. Das berichtete die Stuttgarter Zeitung am 12.05.2021.
Grundlage für den Hundeführerschein soll die Vorgehensweise in Niedersachsen sein, wo der Hundeführerschein bereits seit dem 1. Juli 2013 Pflicht ist. Auch in Hamburg und Berlin gibt es den Hundeführerschein. Ohne diesen besteht dort Leinenpflicht.
Dieser Hundeführerschein soll belegen, dass der Hundehalter seinen Hund im Alltag im Griff und unter Kontrolle hat. So soll sichergestellt werden, dass der Hund weder andere Menschen noch Tiere gefährdet.
So weit - so gut. Doch wie soll die Umsetzung stattfinden?
Wer muss den Hundeführerschein machen?
Tja, das steht noch nicht fest bzw. es gibt noch keine verbrieften Informationen dazu. Wird Niedersachsen als Vorbild genommen, dann könnte dies folgendermaßen aussehen:
Es müssten demnach nicht alle Hundebesitzer einen Sachkundenachweis erbringen, sondern nur Ersthundbesitzer und solche, die ihren Hund seit weniger als zwei Jahren halten. Anders ausgedrückt: wenn man in den letzten zehn Jahren nachweislich mindestens zwei Jahre lang durchgehend einen Hund gehalten hat, ohne dass es Vorfälle oder Probleme gab, dann muss man die Hundeführerscheinprüfung nicht ablegen.
In Baden-Württemberg gab es im Jahr 2017 1,1 Millionen Hunde. In 2021 dürften es nicht zuletzt aufgrund des Corona-Hunde-Booms einige mehr sein. Bestimmte Berufsgruppen wie Tierärzte, Jäger oder Hundetrainer wären von der Pflicht befreit, ebenso wie Menschen mit einem Blindenführhund, einem Behindertenbegleithund, Diabetikerwarnhund oder anderen berufstätigen Hunden.
Wie läuft die Hundeführerscheinprüfung ab?
Angelehnt an das Vorbild Niedersachsen soll die Prüfung aus zwei Teilen bestehen. Ein Theorieteil, in dem der Hundehalter mittels 30-40 Multiple-Choice-Fragen sein theoretisches Wissen unter Beweis stellen muss. 80% der Fragen müssten korrekt beantwortet werden.
Im Praxisteil muss der Hund zeigen, dass er den Grundgehorsam beherrscht und "alltagstauglich" ist. Dies beinhaltet zum Beispiel die zuverlässige Ausführung der Befehle "Sitz", "Platz" und "Bleib". Das alles ist Stand August 2021, allerdings ist das noch nicht verbrieft.
Pfoten hoch, wer hier uneingeschränkt seine Hände zuversichtlich ins Feuer drapiert, dass sein Hund dies zuverlässig in jeder Situation ausführt! Chapeau, wenn das bei dir klappt!
Ich würde mir meine Finger jedenfalls gehörig verbrennen. Und dennoch halte ich meine Dreierbande für absolut alltagstauglich.
Der Sachkundenachweis soll laut eines Berichts des SWR fünf Praxisstunden zu jeweils 90 Minuten und drei Theorieeinheiten von jeweils zweieinhalb Stunden beinhalten. Themen wie Haltung, Pflege und Verhaltensweisen des Hundes sowie das Spazierengehen mit oder ohne Leine sollen behandelt werden.
Als Abschluss müssen die Hundehalter die theoretische Prüfung bestehen. Die Theorieprüfung soll "bald" vor der Anschaffung eines Hundes abgelegt werden. Was auch immer das "bald" heißt. Wie so oft gibt es auch hier (noch) keine nachvollziehbare und schlüssige Regelung.
Die praktische Prüfung soll innerhalb eines Jahres nach Anschaffung des Hundes erfolgen. Wie genau diese vonstatten gehen soll, steht noch in den Sternen. Auch ist nicht klar, wer diese Prüfungen durchführen und abnehmen darf.
Mäuschen haben uns geflüstert, dass die Veterinärämter ein Konzept erarbeiten und auf der Suche nach geeigneten Prüfern sind, zum Beispiel nach geeigneten Hundetrainern. Mäuschen sind süß, aber nicht immer vertrauenswürdig, darum pssst...
Wo muss man diese Prüfung ablegen und was kostet das?
Diese Antwort verwundert nicht: das ist unklar. Vermutlich wird es "zertifizierte" oder "lizensierte" Hundetrainer:innen und Hundeschulen geben, die diese Hundeführerscheinprüfung abnehmen dürfen.
Die Kosten dafür könnten sich im grob gestrickten Rahmen von etwa 100-200 € bewegen. Nichts Genaues weiß man auch hier leider nicht.
Würdest du den Hundeführerschein bestehen?
Fazit
Grundsätzlich ist dieser Gedanke eines Hundeführerscheins gut und nachvollziehbar. Um ein Auto fahren zu dürften, benötigt man schließlich einen Führerschein und das ist auch gut so. Hier geht es schließlich um Sicherheit.
Wenn man an die häufig überstürzt und unbedacht angeschafften Corona-Hunde denkt, hätte solch ein verpflichtender Hundeführerschein den einen oder anderen schon vorab von der unbedachten Anschaffung zurückgeschreckt. Vielleicht würden dann ein paar weniger Hunde nun im Tierheim landen.
Seien wir gespannt, wie das letztendlich umgesetzt wird. Hoffentlich gut und vor allem durchdacht. Letzteres ist in Deutschland leider keine Paradedisziplin. Auch das viel gelobte Schwobaländle mit ihren berühmten Denkern und Dichtern hat diese Eigenschaft im Laufe der Evolution anscheinend leider ein bisschen verloren.
Ein niedersächsisches Mäuschen, welches unerkannt bleiben möchte, flüstert, dass eigentlich fast niemand durch die Hundeführerscheinprüfung in Niedersachsen durchfällt. Na ja, wenn das so ist, dann braucht es den auch nicht, oder? Dennoch ist der Grundgedanke gut und wichtig.
Update 02.01.2023: Über die Umsetzung des verpflichtenden Hundeführerscheins in Baden-Württemberg ist immer noch nichts bekannt.
Wie ist deine unverblümte Meinung dazu? Pfoten hoch oder runter für den Hundeführerschein?
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